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02105 Fast Lane im Maschinenbau – ein systematischer Ansatz zur Bearbeitung von kurzfristigen und dringenden Fertigungsaufträgen

In diesem Artikel wird beschrieben, wie Eilaufträge in die Fertigung eingesteuert werden können, ohne dass der Fertigungsablauf dadurch wesentlich gestört wird. Dabei werden die Anforderungen berücksichtigt, die heutzutage an Fertigungsbetriebe im Maschinenbau gestellt werden, kurzfristige wie auch langfristige Fertigungsartikel termingerecht und zu möglichst geringen Kosten herzustellen.
von:

1 Beispielunternehmen

Die Vorgehensweise wird am Beispiel eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens, das Maschinen und Anlagen für die Lebensmittelindustrie herstellt, dargestellt. Das Unternehmen ist auf die Herstellung von Kleinserien und Einzelteilen spezialisiert und auf dem Weg, das Produktportfolio zu standardisieren. Zum Kundenstamm zählen Kleinunternehmer wie auch globale Player der Industrie. Es wird in mehreren Fertigungsstufen wie zum Beispiel
CNC-Fräsen – Eloxieren,
Sägen – Drehen – Schweißen – Verchromen oder
Laser – Entgraten – Kanten – Schweißen – Finish
gefertigt. Der Anteil an A-Fertigungsteilen liegt bei ca. 20 % aller Fertigungsartikel. Dieses Teilespektrum wird überwiegend kundenbezogen gefertigt. Der Anteil an C-Fertigungsartikeln liegt bei ungefähr 35 % der Fertigungsartikel. Die C-Teile werden über die verlängerte Werkbank teileweise mit Rahmen- oder Abrufaufträgen bezogen. Die mechanische Fertigung wurde in den letzten zwei Jahren auf die Herstellung von Einzelteilen ausgerichtet. Mithilfe einer Fertigungsstrategie wurden die benötigten Maschinenkapazitäten und Fertigungstechnologien angepasst. Die Arbeitsplätze werden mittels einer Grobplanung durch die Planungsabteilung mit bis zu 90 Prozent der vorhandenen Mitarbeiterkapazität vorgeplant. Die Gruppe Zerspanung arbeitet in einem Zwei-Schicht-System, während die Gruppe Spanlose Fertigung 1-schichtig betrieben wird.

2 Bestandsaufnahme

Die Herstellung von Einzelkomponenten und Baugruppen wird durch die Planungsabteilung mittels eines MRP-Planungslaufs in einem ERP-System geplant und gesteuert. Je nach Planungshorizont kann dies mehrere Wochen vor dem Bedarfstermin passieren. Diese weitläufige Vorausplanung ermöglicht es, eine Make-or-Buy-Entscheidung durchzuführen. Baugruppen mit einem weiten Planungshorizont werden in den meisten Fällen in die verlängerte Werkbank gesteuert.
Standard- und Eilaufträge
Der überwiegende Anteil der Fertigungsaufträge, die in die Produktion eingesteuert werden, werden in Standarddurchlaufzeiten gefertigt. Circa sieben Prozent der Aufträge erhalten den Status „EILT” oder „MANGEL”. Diese werden als Eilauftrag bezeichnet und über die Fast Lane gefertigt. Die Gründe für diese Eilaufträge sind zum einen auf den Bereich Kundendienst zurückzuführen, wenn ein Kunde beispielsweise kurzfristig ein Ersatzteil benötigt. Zum anderen entstehen Eilaufträge durch interne Änderung an gerade montierten Anlagen oder durch spezielle Kundenwünsche, die erst bei der Abnahme von Anlagen im Werk entstehen. Tritt dieser Fall ein, so wird ein Fertigungsauftrag mit der geringstmöglichen Durchlaufzeit erstellt. Das bedeutet, dass alle Warte- und Pufferzeiten aus dem Arbeitsplan für diesen Fertigungsauftrag entfernt werden und dadurch mehrere Arbeitsgänge an einem Tag gefertigt werden können.
Fremdarbeitsgänge
Dabei ist aber auch auf Fremdarbeitsgänge, wie zum Beispiel das Eloxieren, Gummieren oder Verchromen, zu achten. Bei diesen Fremdarbeitsgängen gibt es feste Touren, die meist einmal in der Woche durchgeführt werden. Sollten die Zeiten für den Durchlauf der Fremdarbeitsgänge zu lang sein, werden hier Sonderfahrten mit dem externen Dienstleister vereinbart. Zu beachten ist aber, dass diese Sonderfahrten mit einem erheblichen Preisaufschlag verbunden sind.

3 Anforderungen

Grundlegend sollte die Reduktion des Anteils von Eilaufträgen oberste Priorität haben. Prinzipiell ist immer zur hinterfragen, warum es zu Eilaufträgen in einer Unternehmung kommt. Häufig sind es hausgemachte Aufgabenstellungen, die eliminiert oder zumindest in ihren Auswirkungen erheblich reduziert werden könnten. Nicht jeder Eilauftrag wird auch in einem sehr kurzen Zeitraum benötigt. Die Frage, die hier gestellt werden sollte, lautet: „Ist der Eilauftrag wirklich als Eilauftrag anzusehen?”

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