04005 Kennzahlen und Kennzahlensysteme, Teil 2
Dieser zweite Beitrag der Reihe stellt Kennzahlensysteme vor: das Tableau de Bord (TdB), die Balanced Scorecard (BSC) und Prozesskennzahlen. Diese Kennzahlensysteme können von jedem Unternehmen eigenständig und individuell aufgebaut und zur Messung, Analyse, Steuerung, Koordination und fortlaufenden Verbesserung der Unternehmensprozesse, insbesondere auch der Prozesse des Produktionsmanagements, eingesetzt werden. Arbeitshilfen: von: |
1 Aufbau und Implementierung von prozessorientierten Kennzahlensystemen
In den vergangenen Jahren haben sich branchenübergreifend vor allem zwei Ansätze von modernen Kennzahlensystemen etabliert:
• | Balanced Scorecard (BSC) und |
• | Prozesskennzahlen. |
Daneben existiert ein dritter Ansatz: das Tableau de Bord (TdB). Dieses Kennzahlensystem ist vorwiegend in Frankreich bekannt, wo es bereits seit 1932 unter maßgeblichem Einfluss von Ingenieuren etabliert, weiterentwickelt und bis heute eingesetzt wird. Es wird hier als erstes von drei prozessorientierten und dennoch unterschiedlichen Kennzahlensystemen beschrieben.
1.1 Tableau de Bord (TdB)
In französischen Unternehmen gehört das Tableau de Bord (TdB) zum betriebswirtschaftlichen Standardwissen. Es ist dort ein etabliertes Instrument zur (operativen) Steuerung und Leistungsmessung von Unternehmensprozessen, das stark durch die Denk-, Entscheidungs- und Handlungsweise von Ingenieuren geprägt wurde. Ein kurzer Einblick in die geschichtlichen Hintergründe und die Struktur der französischen Geschäftsführungsebene erklärt den Einfluss der Ingenieure auf das TdB.
1.1.1 Historische Entwicklung des Tableau de Bord
Die Entwicklung des Tableau de Bord geht auf die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ab dem Jahr 1929 zurück. Diese führte in Frankreich dazu, dass
• | Unternehmen teilweise verstaatlicht, |
• | Preise staatlich festgelegt und |
• | eine standardisierte Produktkostenrechnung in den Unternehmen eingeführt wurden. |
Produktkostenrechnung
Mithilfe der Produktkostenrechnung mussten die Unternehmen gewünschte bzw. notwendige Preisänderungen begründen. Dazu wurde ein internes Rechnungswesen (Kosten- und Leistungsrechnung) parallel zum externen Rechnungswesen (Finanzbuchhaltung) etabliert. Diese Maßnahmen sollten neben anderen staatlichen Lenkungsmaßnahmen
Mithilfe der Produktkostenrechnung mussten die Unternehmen gewünschte bzw. notwendige Preisänderungen begründen. Dazu wurde ein internes Rechnungswesen (Kosten- und Leistungsrechnung) parallel zum externen Rechnungswesen (Finanzbuchhaltung) etabliert. Diese Maßnahmen sollten neben anderen staatlichen Lenkungsmaßnahmen
• | den Vergleich von Unternehmensdaten (zur Beurteilung von Preisänderungen) vereinfachen, |
• | einen fairen Wettbewerb unter den Marktteilnehmern ermöglichen und |
• | die wirtschaftliche Regeneration Frankreichs sicherstellen. |
Bis heute eingesetzt
Das französische Rechnungswesen arbeitet bis heute mit einem staatlich vorgegebenen
Das französische Rechnungswesen arbeitet bis heute mit einem staatlich vorgegebenen
• | Buchhaltungskontenrahmen (ähnlich den deutschen Standardkontenrahmen) und |
• | Standardverfahren zur Produktkostenrechnung. |
Bis in die 1970er-Jahre hinein wurden zusätzliche branchenspezifische „analytische Kostenrechnungsrahmen” entwickelt, die eine Kombination aus Kontenrahmen (für die Finanzbuchhaltung) und einem Kostenrechnungsschema (für die betriebliche Kosten- und Leistungsrechnung) darstellen.
Hinweis
Eine Besonderheit französischer Unternehmen war die zumindest bis Mitte der 1990er-Jahre bestehende Dominanz so genannter „Ingenieur-Manager” in der Geschäftsführung. Die Denk-, Entscheidungs- und Handlungsweise von (Prozess-)Ingenieuren führte in den 1930er-Jahren zur Entwicklung und Veröffentlichung des Tableau de Bord (TdB). Damit können operative Prozesse zeitnah mithilfe aktueller Statusinformationen gesteuert und Unternehmen mittelfristig in die Lage versetzt werden, Wachstums- und Produktivitätssteigerungen und somit später auch optimale (finanzielle) Ergebnisse zu erzielen.
Eine Besonderheit französischer Unternehmen war die zumindest bis Mitte der 1990er-Jahre bestehende Dominanz so genannter „Ingenieur-Manager” in der Geschäftsführung. Die Denk-, Entscheidungs- und Handlungsweise von (Prozess-)Ingenieuren führte in den 1930er-Jahren zur Entwicklung und Veröffentlichung des Tableau de Bord (TdB). Damit können operative Prozesse zeitnah mithilfe aktueller Statusinformationen gesteuert und Unternehmen mittelfristig in die Lage versetzt werden, Wachstums- und Produktivitätssteigerungen und somit später auch optimale (finanzielle) Ergebnisse zu erzielen.