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05005 Alters- und alternsgerechte Arbeit in der Produktion am Beispiel Automobilindustrie

Der demografische Wandel und die sich daraus ergebenden Konsequenzen geraten zunehmend in den Blickpunkt der Wirtschaft. Aufgrund von bereits jetzt zu beobachtenden Knappheiten bei jüngeren Fachkräften, eines höheren Renteneintrittsalters und der mangelnden Attraktivität Deutschlands für hochqualifizierte Einwanderer sind viele Unternehmen zunehmend darauf angewiesen, die Potenziale ihrer älteren Mitarbeiter (noch) mehr „inwertzusetzen”. Dazu muss auch der betriebliche Arbeits- und Gesundheitsschutz seinen Beitrag leisten. Wie er das tut, wird in diesem Beitrag an einem für Mitarbeiter/-innen physisch und psychisch besonders belastenden Arbeitsumfeld, nämlich der Produktion in der Automobilindustrie, beschrieben.
Insbesondere ältere Mitarbeiter werden durch kurze Arbeitstakte, hohe Wiederholungsfrequenz, Zeitdruck, Wechselschichten, ungünstige Arbeitszeiten, ergonomisch ungünstige Körperhaltungen und einen großen Einfluss der Lastgewichte an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht. Vor diesem Hintergrund soll zum einen am Beispiel von Audi gezeigt werden, wie Autohersteller trotz der immer höheren Anforderungen in der Autoproduktion versuchen, für ihre Beschäftigten eine alters- und alternsgerechte Arbeitsumgebung zu schaffen. Zum anderen soll dargestellt werden, dass sich bisherige Maßnahmen in der altersgerechten Anpassung von Produktionsprozessen vor allem auf die Arbeitsorganisation und Arbeitsplatzgestaltung fokussierten.
Ein Forschungsprojekt der Universität Kassel [1] fand aber heraus, dass die Arbeitsumgebungsfaktoren – vor allem Lärm, Lichtverhältnisse und Raumklima – mindestens genauso wichtige Kriterien dafür sind, ob ältere Beschäftigten ihr ganzes Leistungspotenzial abrufen können oder nicht. Ebenfalls am Beispiel von Audi beschreibt der Beitrag deshalb schließlich, wie Autohersteller dieses Problemfeld in ihren Produktionshallen angehen.
von:

1 Einleitung

Herausforderung für Unternehmen
Zu den neuen Herausforderungen an den Arbeits- und Gesundheitsschutz gehört der demografische Wandel in der Erwerbsbevölkerung. Bereits heute ist in Deutschland mehr als jeder dritte Erwerbsfähige älter als 50 Jahre. Dass Belegschaften altern, haben die meisten Unternehmen bereits erkannt, die damit verbundenen Herausforderungen sind jedoch bei Weitem nicht bewältigt. Ein Grund liegt darin, dass viele Betriebe noch keinen akuten Handlungsdruck verspüren. Doch der demografische Wandel lässt sich nicht mehr aufhalten. Deshalb müssen Betriebe bereits heute dafür sorgen, dass ihre Arbeitskräfte nicht ihre Gesundheit, Kompetenz und Einsatzfähigkeit verlieren. Sie müssen älteren Beschäftigten attraktive Einsatzmöglichkeiten anbieten und dafür sorgen, dass die besonderen Erfahrungen und Kenntnisse älterer Mitarbeiter so lange wie möglich für das Unternehmen nutzbar bleiben.
In KMU kaum altersgerechte Beschäftigung
Gefährdet sind nicht nur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Betriebe, sondern auch die Beschäftigten selbst, indem sie beispielsweise weiterhin Arbeiten übernehmen müssen, die ihrer altersgemäßen (körperlichen) Leistungsfähigkeit nicht entsprechen. Aber die Gesunderhaltung der älteren Beschäftigten ist kein Muss für die Unternehmen.
Unternehmensbefragungen haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sich die Betriebe verstärkt mit den potenziellen Auswirkungen der demografischen Entwicklung auseinandersetzen. Demgegenüber steht die Erkenntnis einschlägiger Studien, dass trotz steigenden Problembewusstseins weiterhin ein Umsetzungsdefizit besteht, das in kleinen und mittleren Unternehmen deutlich stärker ausgeprägt ist als in großen. Vielfach fehle den Personalverantwortlichen dort die Kenntnis der geeigneten Modelle und Instrumente, um eine ganzheitliche Strategie umsetzen zu können, oder man beschränke sich aufgrund von Kostengründen auf Ad-hoc-Lösungen anstelle von langfristigen und nachhaltigen Personalmaßnahmen [2].

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